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Eine Waldorfschule in Tadschikistan

Tadschikistan: Die Waldorfschule in unmittelbarer Nähe von Chudjand wurde im Jahr 2002 durch Rano Achunowa gegründet. Insgesamt kommen der Kindergarten, der Hort und die Schule mit ihren acht Klassen auf 300 Kinder. Die Arbeit der waldorfpädagogischen Initiative ist sehr angesehen, sodass sich die Eltern für das Fortbestehen der Schule auch auf politischer Ebene einsetzen. Sie konnten jedoch nicht ändern, dass die staatlichen Behörden Anspruch auf das Schulgebäude erhoben und einen Umzug erzwungen haben.

Das Tal um Chudjand ist umgeben von Wein, Tabak, Reis, Chili und großen Obstplantagen, die Stadt selber deutlich orientalisch geprägt mit ihren ornamentalen Häusereingängen und Moscheen. Die Hauptbevölkerung Tadschikistans gehört sprachlich und ethnisch zu den Persern, nicht zu den Turkvölkern wie in Kasachstan und Kirgistan.

Das Bildungswesen von Tadschikistan wirft viele Fragen auf. Das Land wird als eines der wenigen genannt, in dem die jüngere Generation weniger gebildet ist als die ältere, zudem ist das Kaufen von Prüfungsleistungen noch an der Tagesordnung. Hinzu kommt die vorherrschende LehrerInnenflucht. Die mangelhafte Entlohnung und der schlechte Zustand der Schulgebäude tragen dazu bei, dass der LehrerInnenberuf nicht besonders attraktiv ist.

Umso deutlicher ist der Unterschied zur Waldorfschule. Hier tragen die Kinder keine Schuluniformen und bleiben noch nach Unterrichtsschluss in der Schule. Auch die LehrerInnenschaft widmet sich gerne ihren SchülerInnen und so planen sie für die kommenden Ferien ein gemeinsames Projekt.

Eine Schwierigkeit ist die Sprachsituation in Tadschikistan: Die Amtssprache ist Tadschikisch, lingua franca jedoch Russisch, dessen Beherrschung seitens des Staates und der Eltern gefordert wird. Daher werden in der Waldorfschule Tadschikisch und Russisch als Unterrichtssprachen verwendet, als Fremdsprachen werden Englisch und Deutsch unterrichtet.

Eines der Ziele, die die Schule verfolgt, ist die Erweiterung der Klassen bis zur zwölften Klassenstufe. Zwar ist in Tadschikistan nur eine Regelschulzeit von elf Jahren verpflichtend aber der Vorteil einer Schule mit zwölf Klassen wäre die Möglichkeit, praktische Ausbildungsmöglichkeiten zu integrieren, die die Schülerinnen und Schüler nach der zwölften Klasse durch Weiterbildungsmaßnahmen schnell abschließen könnten.

Im Frühjahr 2009 dokumentierten staatliche Leistungskontrollen erfolgreich die Qualität der Schule und ihrer SchülerInnen. Die vielen staatlichen Eingriffe, die die Schule dulden muss, veranlassen LehrerInnen- und Elternschaft aber immer wieder zu Überlegungen, ob eine Fortführung der Arbeit in freier Trägerschaft nicht wünschenswerter wäre. Momentan hat die Zusammenarbeit der gerade umgezogenen Schule und der nun für sie zuständigen Behörde eine gute Basis gefunden, sodass die Überlegungen zur Privatisierung zunächst einmal an Aktualität verloren haben.

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