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Internationale Bewegung

"Sie werden gesehen haben, dass es sich wahrhaftig, wenn auch das Waldorfschul‑Prinzip einem ganz bestimmten Sprachgebiete entstammt, dabei durchaus nicht um etwas Nationales handelt, sondern um etwas im besten Sinne Internationales, weil Allgemein‑Menschliches. Nicht den Angehörigen ir­gendeiner Klasse, nicht den Angehörigen irgendeiner Nation, nicht den Angehörigen überhaupt irgendeiner Einkapselung, sondern den Menschen mit den breitesten, herzhaftesten menschlichen Interessen wollen wir erziehen." Rudolf Steiner, 17.8.1923, GA 307, S. 245.

Was ist Waldorfpädagogik?

Die von Rudolf Steiner 1919 begründete Waldorfpädagogik ist konsequent an der Entwicklung und Individualität des Kindes orientiert. Als eine Erziehung zur Freiheit ist es ihre Intention, die Entwicklung des Kindes in seiner Gesamtheit zu fördern: Weltinteresse, kreatives Denken, künstlerisches Empfinden, handwerkliche Fertigkeiten, soziale Fähigkeiten, Willenskraft... Sie ist die beste Grundlage für eine zusammenwachsende Welt, die auf die Fähigkeiten des Einzelnen vertrauen muss, um zukunftsfähig zu bleiben.

Eine hervorragende Einführung in die Waldorfpädagogik bietet unsere mit zahlreichen Bildern versehene Publikation Waldorfpädagogik, die mit 40 Beiträgen weltweiter Autoren, einige der wesentlichen pädagogischen Aspekte allgemein verständlich erläutert.

Die Entwicklung

Die Freunden der Erziehungskunst gründeten sich 1971, um die Waldorfpädagogik und allgemein ein freies Schulwesen weltweit zu unterstützen. Heute kann der Verein mit jährlich über vier Millionen Euro an Spendengeldern vielfältige Unterstützung leisten.

Zunächst entstanden Waldorfschulen in Europa und Nordamerika. In den 70er und stärker in den 80er Jahren gab es Schulgründungen in Südamerika und Australien, ab 1986 dann in Südafrika, anschließend in ganz Afrika und in den 90er Jahren auch in Asien. Die Freunde der Erziehungskunst trugen durch ihre finanzielle und rechtliche Begleitung wesentlich zu dieser internationalen Entwicklung bei. Während es 1970 nur knapp 90 Waldorfschulen in 20 Ländern gab, arbeiten heute Waldorfschulen in mehr als 70 Ländern.

Mit Osteuropa kam Anfang der 90er Jahre für die Waldorfbewegung eine ganz neue Region hinzu. Seit 2005 entsteht auch in China eine sehr schnell wachsende Interesse an der Waldorfpädagogik.

Selten wachsen Waldorfschulen jedoch zahlreich und mit großer Geschwindigkeit – fast immer stehen sie zu sehr in Widerspruch zu allem Gewohnten und Vorgeschriebenem, auch zu Erwartungen der Eltern nach „schnellen Erfolgen“. Dennoch suchen weltweit viele Eltern nach Alternativen zum angelsächsischen Schulsystem, zu Leistungsdruck, Multiple Choice, zur Heranzüchtung angepasster „Wissensträger“ und zu einem Bildungssystem, das immer mehr ohne künstlerische Fächer auszukommen meint, von künstlerischem Unterricht ganz zu schweigen.

Insofern sind Waldorfschulen in jedem Land ein lebendiges Beispiel für die eigentliche Bedeutung von Bildung und für die Möglichkeit einer anderen, einer am Kind orientierten Pädagogik. Die pädagogischen Impulse lässt Kinder und Jugendlichen zu offenen Weltbürgern heranwachsen und hilft ihnen zugleich dabei, die vielfältigen Schätze ihrer regionalen Kultur lebendig kennenzulernen.

Im weltweiten Austausch

Offenes Menschenbild
Die Vorstellung darüber, dass der Mensch ungeachtet seiner sozialen Herkunft oder Religionszugehörigkeit unverwechselbares Individuum ist, ist für die Waldorfbewegung weltweit eine Selbstverständlichkeit. Ein offenes Menschenbild schafft über kulturelle und soziale Grenzen hinaus Beziehungen. Daher sind Waldorfschulen wie in Guatemala ein gelungenes Beispiel dafür, wie Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft friedlich miteinander leben können. Auch Schulen in Israel engagieren sich mit großem Einsatz dafür, in friedenspädagogischen Projekten jüdische und arabische Kinder zusammenzubringen.

Gemeinsamer Impuls
Waldorfpädagogen erleben weltweit, dass sie aufgrund des besonderen pädagogischen Ansatzes einem gemeinsamen Impuls folgen. Aus diesen gemeinsamen Erfahrungen heraus und für einen internationalen Austausch von pädagogischen Erfahrungen ist die alle vier Jahre stattfindende Weltlehrerkonferenz begründet worden. Darüber hinaus sind regionale Konferenzen entstanden, wie die Südamerikanische und die Asiatische Waldorflehrertagung oder das Zentralasiatische Seminar.

Weltweite Unterstützung
Da in den meisten Ländern jegliche staatliche Unterstützung für freie bzw. nichtstaatliche Schulinitiativen fehlt, sind die Schulen auf diesen Gemeinschaftssinn angewiesen, der eine weltweite Unterstützung und eine Verbindung zwischen Menschen mit gleichen Zielen schafft. Die Freunde der Erziehungskunst stehen nicht nur für diesen Gemeinschaftssinn, sondern sie sind auch das Bindeglied zwischen den weltweiten Initiativen und den finanziellen wie geistigen Unterstützern.

Schulpartnerschaften, Freiwilligendienste, Projektreisen, WOW-Day, internationale Jugendtagungen
Damit ist der unterstützende Einsatz jedoch längst nicht ausgeschöpft. Weltweit existieren Schulpartnerschaften in ganz unterschiedlichen Formen, wie beispielsweise im Schüleraustausch oder der Beratungshilfe. Die Freunde der Erziehungskunst entsenden im Rahmen ihrer Freiwilligendienste jährlich über 600 junge Menschen – darunter viele ehemalige Waldorfschüler – in anthroposophische Initiativen in aller Welt. Neben den in der Schule behandelten Themen, veranstalten höhere Klassen immer wieder Projektreisen, um in Osteuropa bei konkreten Bauprojekten zu helfen. Eine ganze Reihe von Waldorfschulen veranstalten einmal im Jahr den WOW-Day, Waldorf One World. An diesem Tag arbeiten Schüler für Einrichtungen, die benachteiligte Kinder weltweit fördern.

Bildungspatenschaften
Zunehmend unterstützen Familien oder Einzelpersonen ein Kind im Ausland. Sie wollen dabei nicht nur, dass das Kind eine Schule besuchen kann und eine Wohnmöglichkeit an der Schule bekommt, sondern auch dass die Schule mit dieser Patenschaft einen Bildungsfond einrichten kann, der es ihr ermöglicht, die Bildung zu verbessern, Klassenräume zu erweitern und das Lehrerpersonal auszubilden. Die Paten stehen dabei im direkten Briefkontakt mit ihrem Patenkind und können nachvollziehen, wie sich ihr Patenkind entwickelt. Daraus kann sich eine lange Freundschaft ergeben, die nicht selten in einen Besuch der Paten vor Ort mündet.

Notfallpädagogik
2006 entstand der Arbeitsbereich Notfallpädagogik, der sich an traumatisierte Menschen in Kriegs- und Katastrophengebieten wendet und sie bei der Verarbeitung einschneidender Erlebnisse unterstützt sowie psychosozial stabilisiert. Seither fanden Einsätze in Kriegsregionen oder von Naturkatastrophen betroffenen Ländern statt.

Jeder Weg ist einzigartig

Die Waldorfpädagogik entspricht keinem starren Modell, das ohne Einbezug der lokalen Gegebenheiten nachgeahmt wird. Im anthroposophischen Menschenbild steht das Kind im Mittelpunkt des pädagogischen Auftrags - daher ist der Weg in der Waldorfpädagogik immer ein Einzigartiger. Aus dem Erleben „seiner“ Kinder heraus wird der Lehrer den geeigneten Unterricht konzipieren.

Waldorfinitiativen weltweit entstehen bis auf ganz wenige Ausnahmen immer als Initiativen vor Ort. Einzelne Menschen begegnen der Waldorfpädagogik, begeistern andere für diesen Ansatz – und die Initiative entsteht. Oft geht eine mehr oder weniger lange gemeinsame Elternarbeit voraus, dann wird zunächst meist ein Waldorfkindergarten gegründet, aus dem später organisch eine Schule entstehen kann.

Es ist gerade die Aufgabe der Menschen vor Ort, die Waldorfpädagogik unter den Bedingungen ihres Landes, ihrer Kultur und ihres lokalen Umfeldes umzusetzen. Dabei kommen bei vielen Initiativen sowohl universale als auch sehr kulturspezifische Fragen auf. Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den waldorfpädagogischen Ansätzen und dem lokalen Umfeld? Welche globalen oder lokalen Themen passen in welche Altersstufe? Was geht momentan in den Kindern vor? Welche Gestalt muss die Waldorfpädagogik finden, um den Kindern und ihrem kulturellen wie sozialen Umfeld gerecht zu werden? Bei Mythen und Geschichten beispielsweise - die insbesondere in den jüngeren Klassen erzählt und kreativ gestaltet werden - ist überwiegend zu beobachten, dass sie aus dem eigenen kulturellen Umfeld genommen wurden.

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