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Kenia Juni-Juli 2017

Gemeinsam Zukunft gestalten - Notfall- und Traumapädagogik in Kenia

Naima, 7 Jahre, kommt aus Burundi und lebt im Flüchtlingslager Kakuma. In ihrem Heimatland sind Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung, auch Naima hat Unvorstellbares hinter sich;  ihr Vater wurde vor ihren Augen umgebracht.

In Kakuma steht sie unter besonderem Schutz und erhält die therapeutische Hilfe, die sie so dringend braucht. Verantwortliche leiteten sie vor einiger Zeit an das Waldorf-Kakuma-Project weiter, damit sie täglich an dem traumapädagogischen Angebot teilnehmen kann und so Unterstützung im Prozess der Traumabewältigung erhält. Noch vor vier Wochen zeigte sie starke Berührungsängste und beobachtete die Aktivitäten nur mit Abstand. Nun scheint sie ganz verändert, sie lacht wieder und spielt mit anderen Kindern.  Außerdem nimmt sie immer mehr am Programm teil und konnte zu den MitarbeiterInnen eine zum Teil enge Bindung aufbauen.

Um die lokalen MitarbeiterInnen zu unterstützen und weiter zu schulen fand hier, nur 100 km von der Grenze zum Südsudan entfernt, von 24.06. bis 08.07.2017 ein notfallpädagogischer Einsatz statt. Im Fokus standen dabei der Aufbau der notfallpädagogischen Arbeit im Reception Center des 2015 errichteten Flüchtlingslagers Kalobeyei und die Unterstützung der bestehenden Teams im Camp Kakuma. Reception Center sind die Aufnahmestelle für neu angekommene Flüchtlinge, wo sie bleiben, bis ihnen eine dauerhafte Unterkunft im Camp zugewiesen wird.
Vormittags führten die internationalen Fachkräfte die notfallpädagogische Arbeit gemeinsam mit den lokalen MitarbeiterInnen durch. Nachmittags stand dann die Vertiefung in theoretischen Einheiten und Workshops auf dem Plan.

Das Waldorf-Kakuma-Project besteht seit 2012, bis 2014 in Zusammenarbeit mit den Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners, anschließend als eigenständiger Verein. Nach Finanzierungsschwierigkeiten 2015 konnten Verträge mit MitarbeiterInnen zum Teil  nicht verlängert werden.  Trotzdem blieben die meisten, arbeiteten freiwillig und unentgeltlich weiter. Heute besteht das Team aus 35 Personen, die überwiegend selbst als Flüchtlinge in den Lagern leben und jeden Tag  notfallpädagogisch an insgesamt acht Standorten in den Lagern Kakuma und Kalobeyei arbeiten.
Der Schwerpunkt der Arbeit in den Reception Centern liegt dabei auf der Notfallpädagogik während er in den Child Friendly Spaces im Camp Kakuma auf der Traumapädagogik liegt.

„Provisorisch“ ist ein Wort, das einem sofort zum Flüchtlingscamp Kalobeyei  in den Sinn kommt. Die Menschen werden hier im Reception Center mit dem Allernotwendigsten versorgt. Trinkbares Wasser ist meist knapp, auf den Massenschlafplätzen ist es eng. Bis zu drei Monate harren die Geflüchteten hier aus, bevor sie mit ihren Familien in eine dauerhafte Unterkunft im Lager ziehen können.
Ein Programm oder Angebote für die vielen Kinder gab es bis vor kurzem gar nicht.
Seit Anfang des Jahres arbeiten nun auch hier täglich MitarbeiterInnen von Waldorf-Kakuma notfallpädagogisch mit den Kindern. Die Arbeitsbedingungen sind ebenfalls oft provisorisch: In den Unterkünften wird tagsüber Platz für künstlerische Angebote wie Malen und Modellieren geschaffen. Draußen unter freiem Himmel oder unter Planen, die zumindest ein wenig Schatten bieten, finden Bewegungseinheiten statt. Oft nehmen über 200 Kinder an den Aktivitäten teil.

Auch Eric, ein lokaler Mitarbeiter der Notfallpädagogik, kommt aus Burundi. Kinder und Jugendliche werden hier regelrecht eingesammelt, als Soldaten zwangsrekrutiert und zum Töten gezwungen. Wer davor flieht, wird verfolgt und oft von der Familie, die durch die Flucht des Kindes selbst bedroht ist, verstoßen. So erging es auch Eric. Nach seiner Flucht wurde als Drohung unter anderem sein Elternhaus niedergebrannt. Er musste letztendlich alleine, ohne seine Familie über Ruanda und Uganda nach Kenia fliehen.
Schon seit 2011 ist er im Lager Kakuma und arbeitet für Waldorf-Kakuma: „Dafür danke ich Gott, denn durch die Arbeit mit den Kindern hat mein Leben eine gute Wende genommen.“

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